Ein Trinkvogel (auch bekannt als „Wippvogel“, „Pickvogel“, „Schluckspecht“, „Trinkstorch“, „Nickente“, „Nickvogel“ oder „Glaskolbenente“, engl. „drinking bird“) ist ein physikalisches Spielzeug.
Der Trinkvogel ist in der Regel als Hohlkörper aus Glas konstruiert, bestehend aus einem Hals, der oben in einen filzüberzogenen Kopf mit Schnabel übergeht und unten in einen
(Bildquelle: trinkstorch.de)
(abgeschlossenen) Bauch hineinragt, welcher ohne Luft mit einer Flüssigkeit mit niedrigem Siedepunkt in der Nähe der Raumtemperatur (z. B. Ether, in der EU nicht zugelassen) gefüllt ist. Der Vogel liegt auf einem Gestell und kann um eine Drehachse oberhalb des Bauches nach vorne kippen. Kippt er weit genug nach vorne, so ragt sein Schnabel in ein vor ihm stehendes Wasserglas.
Das Wasser auf dem feuchten Schnabel verdunstet in die Außenluft. Die dazu notwendige Wärme wird dem Glaskopf entzogen. Durch die entstehende Verdunstungskühlung kühlt neben dem Glaskopf auch der Etherdampf im Kopf ab und kondensiert. Dadurch sinkt hier der Dampfdruck. Der Dampf im unteren Körperteil kann sich nun ausdehnen und drückt die farbige Flüssigkeit im Glasrohr nach oben. Damit hebt sich der Schwerpunkt, der Vogel wird instabil und kippt nach vorn in die Schräglage. Gleichzeitig bewegt sich durch die Neigung das untere Rohrende aus der Flüssigkeit im Bauch heraus, so dass ein Druckausgleich stattfinden kann. Hierdurch fließt kältere Flüssigkeit in den Bauch zurück und wärmerer Dampf steigt in den Kopf, der Vogel kippt zurück in die Ausgangsposition. Er pendelt um die Ausgangslage und der Prozess beginnt von vorne. Sorgt man für einen automatischen Wassernachschub, kann der Vogel „ewig“ nicken. Es handelt sich also um eine Wärmekraftmaschine, oder noch genauer um eine Stoffkraftmaschine, mit einem Kreisprozess. Die ausgewählte Flüssigkeit muss bei Raumtemperatur leicht verdampfbar sein. Auch muss ihr Sättigungsdampfdruck empfindlich mit der Temperatur ansteigen. Ether wäre geeignet, ist aber brennbar, Dichlormethan ist umweltschädlich, so setzt man geheimgehaltene gefärbte Mischungen ein, welche seit 2017 wieder in der EU zugelassen sind.
Der Trinkvogel ist scheinbar ein Perpetuum mobile zweiter Art, da er seine Antriebsenergie aus der Umgebungswärme gewinnt und damit durch Absenkung der Außentemperatur Bewegungsenergie erzeugen kann. In Wirklichkeit erfüllt er jedoch den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik, da sehr wohl eine Entropiezunahme stattfindet, wenn das Wasser aus dem Glas am Schnabel verdunstet, in den gasförmigen Zustand übergeht und damit das Gesamtsystem Wasserglas+Luft näher an seinen Gleichgewichtszustand
(100 % relative Luftfeuchtigkeit) heranbringt.
In einem abgeschlossenen System erreicht die relative Luftfeuchtigkeit bald 100 % und der kühlende Verdunstungsprozess kommt zum Erliegen. Dies lässt sich leicht durch eine über den Vogel gestülpte Glasglocke zeigen: nach einigen Minuten kommt die Bewegung zum Stillstand. Entfernt man die Glocke, beginnt die Bewegung des Vogels wieder.
(Quelle:Wikipedia)
VORSICHT BEI NIEDRIGPREISMODELLEN
Es befinden sich nach wie vor Niedrigpreismodelle auf dem Markt, die mit den, von der EU nicht zugelassenen Füllungen Dichlormethan und Diethylether verkauft werden.
Varianten mit den Inhaltsstoffen Ether und Dichlormethan dürfen nicht mehr verkauft werden.
Dies ergibt sich aus Anhang VXII der Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 (REACH), Nr. 3, Absatz 1.
Danach dürfen sich gefährliche Inhaltsstoffe (nach Richtlinie 67/548/EWG und Richtlinie 1999/45/EG) nicht in Dekorationsartikeln befinden.
Wieso sind Dichlormethan & Diethylether so gefährlich?
Bei Aufnahme von flüssigem Dichlormethan – auch über die Haut – treten Vergiftungserscheinungen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Appetitlosigkeit, bis hin zu narkoseähnlichen Zuständen auf. Die Dämpfe sind schwerer als Luft. Bei der Verbrennung von Dichlormethan kann das gasförmige, hochgiftige Phosgen entstehen. Für Dichlormethan besteht der Verdacht auf krebserzeugende Wirkung. In Wasser gelöst schädigt es Kleinorganismen wie Daphnien.
Dichlormethan darf keinesfalls mit metallischem Natrium oder anderen Alkalimetallen in Kontakt kommen, weil dies zu Explosionen führen kann.
Diethylether bildet leicht entzündliche Dampf-Luft-Gemische. Die Verbindung hat einen Flammpunkt von −40 °C. Der Explosionsbereich liegt zwischen 1,7 Vol.‑% (50 g/m3) als untere Explosionsgrenze (UEG) und 39,2 Vol.‑% (1210 g/m3) als obere Explosionsgrenze.
Entsprechend der Dampfdruckfunktion ergibt sich ein unterer Explosionspunkt von −45 °C. Der maximale Explosionsdruck beträgt 10 bar. Die Grenzspaltweite wurde mit 0,87 mm bestimmt. Es resultiert damit eine Zuordnung in die Explosionsgruppe IIB. Mit einer Mindestzündenergie von 0,19 mJ sind Dampf-Luft-Gemische extrem zündfähig. Die Zündtemperatur beträgt 175 °C. Der Stoff fällt somit in die Temperaturklasse T4.
(Quelle:Wikipedia)
Achten Sie beim Kauf eines solchen Produktes, dass es EU-zugelassen ist. Jeder Glasbläser und Glasapparatebauer wird seine Produkte entsprechend deklarieren, wenn er EU-zugelassene Flüssigkeiten für die Füllung verwendet.