FREQUENTLY ASKED QUESTIONS (F.A.Q.)


Auf den Handwerkermärkten und Messen, bei denen ich mit meinem mobilen Arbeitsplatz zu Gast bin und mittels Schauvorführung den Menschen einen Einblick in mein Kunsthandwerk geben möchte, erreichen mich oft Fragen von interessierten Besuchern zu meinem Beruf, dem Equipment, welches ich verwende und dem verwendeten Rohmaterial.

Manche Fragen, oder auch fehlerhafte Aussagen von Kunden sorgen immer wieder für ein Schmunzeln.

Das Schmunzeln ist dabei nicht hämisch-abwertend gemeint. Wer nicht aus der Branche kommt, kann logischerweise auch nicht alles wissen (ich habe zum Beispiel von Computern keinen blassen Schimmer).

Die häufigsten Fragen möchte ich hier gern beantworten und auch falsche Aussagen richtig stellen.


Sollte Ihnen beim Lesen dieser Seite eine Frage zur Rubrik F.A.Q. einfallen, dann schreiben Sie mir diese Frage doch einfach und ich werde sie hier in die F.A.Q. aufnehmen.


Alle hier gestellten Fragen und Aussagen stammen von meinen Besuchern und Kunden, welche ich hier einmal  1:1 zitieren möchte.


An dieser Stelle ein riesen Dankeschön an Euch. Ihr seid und bleibt die Besten.


Frage:

Antwort:

Machen Sie das als Hobby?

Nein. Ich habe dazu eine Lehre gemacht.


Frage:

Antwort:

Ist das ein richtiger Ausbildungsberuf?

Ja, dieser Beruf nennt sich "Kunstglasbläser / Kunstglasgestalter" und wird in Lauscha in der Berufsfachschule ausgebildet. Die Berufsfachschule Lauscha ist die einzige Möglichkeit für ganz Deutschland, diesen Beruf zu erlernen. Die Ausbildungszeit beträgt 3  Jahre.


Frage:

Antwort:

Kann das jeder lernen?

Im Prinzip ja. Bestimmte Voraussetzungen sollte man allerdings mitbringen. Kreativität, Geduld und gut zeichnen sollte man können.


Frage 1:

Antwort:

Frage 2:

Und wie lange machen Sie das schon?

Inklusive der Lehrzeit (Stand 2018) mache ich das jetzt seit 26 Jahren.

Oh, da haben Sie wohl schon mit 5 Jahren angefangen?

...Dankeschön für das liebe Kompliment ;-)


Frage:

Antwort:

Und nach der Lehre kann man dann alles, was Sie hier machen?

Nein. Ein Kollege hat mir einmal gesagt: "10 Jahre braucht man, bis man richtig gut in dem Beruf ist." Das kann ich so voll und ganz unterschreiben. Man lernt in der Lehre die Fertigkeiten und den Umgang mit dem Material. Aber wie in jedem Handwerksberuf macht die Erfahrung und das Talent den Meister - nicht der Meisterbrief.


Frage:

Antwort:

Guck mal, hier werden Tierchen geblasen...

Nein! Ich forme die Tiere aus Massivglasstäben. Geblasen wird nur Hohlglas, also zum Beispiel Christbaumkugeln, Schalen, Vasen, Radiometer, Gärröhrchen usw.

Auch das war Bestandteil meiner Lehre, aber ich habe mich im dritten Lehrjahr auf die Kunstglasgestaltung spezialisiert. Die Arbeitsweise würde ich als 3D-malen beschreiben, wobei der Glasstab der "Stift" ist.


Frage:

Antwort:

Was für Glas verwenden Sie da?

Ich verwende zum größten Teil Lauschaer Farbglas, aber auch Glas aus Murano, "Reichenbacher" oder auch mal tschechisches Glas.

In jedem Fall handelt es sich um sogenanntes Weichglas mit einem Ausdehnungs-koeffizienten (AK) von 102-104. Weichglas bedeutet, dass es schon bei geringerer Hitze formbar wird bzw. schmilzt, als zum Beispiel Hartglas / Laborglas, wie Simax, Ceran oder Duran.

Weichglas wird bei ca. 1200°C - 1250°C so weich, dass man es gut formen kann. Erhitzt man es noch weiter, wird es zähflüssig.

Ich empfehle jedem, der sich dafür interessiert, einmal ein Besuch in der

ELIAS Farbglashütte Lauscha. Hier kann man an einer Führung durch die Hütte teilnehmen, kommt an den Hafenöfen vorbei, kann den Glasmachern und Glasbläsern bei ihrer Arbeit zusehen und erfährt sehr viel Wissenswertes über die thüringer Glasbläserkunst.


Frage:

Antwort:

Sagen Sie...Glas ist doch wie Wasser. Glas besteht doch zum größten Teil aus Wasser?

Ja....hartgekochtes Wasser 

Diese Frage entstand offensichtlich aus dem Missverständnis heraus, dass es "Wasserglas" gibt.

Als Wasserglas werden aus einer Schmelze erstarrte glasartige, also amorphe, wasserlösliche Natrium-, Kalium- und Lithiumsilicate oder ihre wässrigen Lösungen bezeichnet.

Zur Anwendung kommt Wasserglas in der Keramik, wo es als Elektrolyt zur Verflüssigung einer keramischen Masse dient. Benutzt wird es zudem als Klebstoff (z. B. zum Aufkleben der Elfenbeinplatten auf Klaviertasten), als Stabilisator von Bleichflotten in der Textil- und Papierindustrie, als Bindemittel (z. B. bei Mineralfarben), als Zusatz in Schweißelektroden, in Waschmitteln, um Bauteile von Waschmaschinen vor Korrosion zu schützen, als Abdichtung bei Mauerwerk, Deponien und im Untertagebau, zum Schutz von Natursteinen vor Witterungseinflüssen, bei Sol-Gel-Prozessen und als Pflanzenstärkungsmittel in der ökologischen Landwirtschaft. In der Mikrobiologie wird Wasserglas als Ersatz für Agar, der im sauren pH-Bereich hydrolysiert, bei der Herstellung von festen Nährmedien für die Anzucht säureliebender (acidophiler) Bakterien eingesetzt. In der Gießereitechnik benutzt man Wasserglas zum Härten von Sandformen und Kernen.

Die Hauptbestandteile des Glases, welches ich verwende, sind Sand, Soda und Pottasche.


Frage:

Antwort:

Und wie kommen die Farben ins Glas?

Wie schon erwähnt sind die Hauptbestandteile von Glas Sand, Soda und Pottasche. Durch Zugabe bestimmter Metalloxide in die Hafenschmelze entstehen in einer chemischen Reaktion die Farben. Hierbei ist das Gemenge und die Temperatur der Schmelze ausschlaggebend für das Ergebnis. Schon kleine Abweichung in der Gemengezusammensetzung und Unterschiede bei der Temperatur der Schmelze führen im Endeffekt zu einem völlig anderen Ergebnis. Jede Glashütte hat hierzu ihre geheimen Rezepturen. Diese kennt in der Regel nur der Hüttenmeister. Es ist wie ein streng geheimes "Kochbuch". Deshalb haben unterschiedliche Glashütten unterschiedliche Farben, weil die Rezepturen auch von der Zusammensetzung völlig unterschiedlich sind. Welche Metalloxide (im Groben) welche Farbe ergeben kann man nochmal HIER in Auszügen nachlesen.


Frage:

Antwort:

Und die Ringe hier sind wohl aus Kunststoff? (Fingerringe)

Nein. Ich bin Glaskünstlerin, kein PVC-Schmied.


Frage:

Antwort:

Was haben Sie da? Azetylen?

Nein. Unterwegs arbeite ich mit Propangas und Sauerstoff. Zu Hause in der Werkstatt ist es Erdgas und Sauerstoff.


Frage:

Antwort:

Ist das da ein Bunsenbrenner?

Nein. Unterwegs verwende ich einen Tischgasbrenner vom Typ "Big Arni" von ARNOLD.

Dieser wird mit Propangas und Sauerstoff betrieben und ermöglicht Temperaturen von bis zu 2500°C.

In meiner Werkstatt, wo ich mit Erdgas und Sauerstoff arbeite, setze ich einen

"Zenit-Brenner" von ARNOLD ein, der Temperaturen bis 3200°C ermöglicht.

Damit wäre auch die Verarbeitung von Quarzglas möglich.


Frage:

Antwort:

Haben Sie sich schon einmal verbrannt?

Ja, mehr als einmal und das bleibt auch nicht aus. An heißen, herumfliegenden Splittern von platzenden Glasstäben verbrennt man sich eigentlich regelmäßig. Das ist berufsbedingt. Lederschürzen schützen zwar Brust, Bauch und Oberschenkel, schränken aber auch die Bewegungsfreiheit ein und mit Arbeitsschutzhandschuhen kann man nicht arbeiten, da man das Gefühl zum Führen der Glasstäbe nicht mehr hat.

Verbrennungen in der Flamme passieren dann, wenn man durch die Routine unachtsam wird. Mir persönlich ist es in 29 Jahren erst 3x passiert, dass ich aus Unachtsamkeit in die Flamme geriffen habe. Der Körper reagiert instinktiv in Bruchteilen einer Sekunde. Man ist schneller wieder aus der Flamme raus, als man reingefasst hat. Aber es ist trotzdem sehr schmerzhaft.


Frage:

Antwort:

Was haben Sie da für eine Brille auf?

Meine Arbeitsbrille ist eine spezielle Filterbrille mit Didymium-Filtergläsern. Diese filtern den sichtbaren Orangeanteil der Flamme heraus. Beim Arbeiten sehe ich praktisch nur die blaue Flamme mit ihren Konturen. Außerdem schützt die Brille vor herumfliegenden Glassplittern.


Frage:

Antwort:

Und wie lang muss das jetzt trocknen? (Anm.: Glasartikel gerade fertiggestellt)

Trocknen muss heißes Glas definitiv nicht. Kalt werden muss es und das möglichst langsam und zugfrei, damit es möglichst spannungsfrei wird.


Frage:


Antwort:

Och, das wird aber schnell wieder kalt.

(Anm.: Ein gerade aus der Flamme genommener, erstarrter Glasartikel)

Nein! Wenn das Produkt aus der Flamme kommt ist es fest, aber noch längst nicht kalt. Zu diesem Zeitpunkt hat es immer noch zwischen 600°C und 800°C, auch wenn man kein Glühen mehr sehen kann und der Glasartikel schon aussieht, als wäre er kalt. Aus diesem Grund decke ich unterwegs zur Schauvorführung die Glasartikel mit Glasfasertüchern ab, um erstens einen langsamen, zugfreien Abkühlprozess zu erreichen, bei dem sich das Glas "entspannt", und zweitens, um das Publikum zu schützen. Es gibt immer wieder einige, die versuchen, mir auf den Arbeitstisch zu fassen, um das gerade Entstandene noch einmal aus der Nähe zu betrachten.


Frage:

Antwort:

Wird das nicht heiß an den Fingern?

Dazu muss ich kurz für die Leute erklären, die noch nie bei diesem Kunsthandwerk zuschauen konnten, wie hier gearbeitet wird.

Um Figuren, Dekorationen, Schmuck etc. vor einer so heißen Flamme zu formen, benötige ich Hilfsmittel, um das Produkt zu halten. Hierzu verwendet man sogenannte "Handhaben", ein Stück Massivglasstab, bei dem vor der Flamme sehr dünn (ca. 1-2mm) eine Spitze gezogen wird und der dann als "Halter" an das zu formende Glasprodukt angesetzt / angeschmolzen wird.

In der anderen Hand befindet sich der eigentliche Rohmaterialstab, aus welchem letztendlich das Produkt entsteht.

Ich halte mit meiner linken Hand die Handhabe und mit der rechten Hand den Rohmaterialstab und das jeweils nur wenige Zentimeter von der heißen Flamme entfernt.

Nein, es wird nicht heiß an die Finger. Wäre es anders, würde ich die Handhabe und den Glasstab nicht festhalten können.

Aber warum ist das so?

Glas ist ein sehr schlechter Wärmeleiter. Deshalb findet es, in Form von Glaswolle, zum Beispiel bei der Fassadendämmungen seinen Einsatz.

Gleiches Prinzip bei mir. Die Glasstäbe werden nur dort heiß, wo sie direkten Kontakt mit der Flamme haben.


Frage:

Antwort:

Och, guck mal...Lauschaer Glas.

Nein. Mit "Lauschaer Glas" haben heute nur die Massivglasstäbe, die ich zum Formen meiner Glasartikel verwende, etwas zu tun. Ich selber stamme aus Cursdorf im Thüringer Wald.

Zu DDR-Zeiten arbeiteten viele Glasbläser und Glaskünstler für den "VEB Glaskunst Lauscha". Ihre Produkte wurden unter dem Label "Lauschaer Glas" oder "Lauschaer Glaskunst" verkauft. Sie selber kamen aber nicht nur aus Lauscha, sondern aus umliegenden Orten, wie Neuhaus am Rennweg, Limbach, Siegmundsburg, Ernstthal, Neustadt am Rennsteig, Oberweißbach, Cursdorf, Masserberg etc., etc.

Auch gab es vor vielen Jahren eine gewisse Überheblichkeit Lauschaer Glasbläser gegenüber Glasbläsern, die aus anderen Ortschaften kamen. Sprüche, wie: "Was? Ihr wollt Glasbläser werden? Ihr seid doch gar nicht aus Lauscha." führten dazu, dass Nicht-Lauschner darauf Wert legten und teilweise bis heute legen, dass ihre Kunst nicht aus Lauscha kommt, obwohl alle Kunstglasbläser und Kunstglasgestalter ihre Ausbildung in Lauscha absolvieren mussten.


Frage 1:

Antwort 1:

Frage 2:

Antwort 2:

Ist das Murano-Glas?

Jein. Meine Glasstäbe, die ich verarbeite, stammen zum größten Teil aus Lauscha.

Achso, Lauscha. Aber Murano ist doch besser?

Das ist ein Trugschluss, der sich besonders in den alten Bundesländern hartnäckig hält.

Weltweit besteht das Glas, welches in der Kunstglasbläserei und der Kunstglasgestaltung Verwendung findet, aus den drei wesentlichen Bestandteilen Sand, Soda und Pottasche.

Nach meinem subjektiven Empfinden fühlt sich Murano-Glas beim Verarbeiten weicher an. Dies ist wohl auf die Beschaffenheit des dort verwendeten Sandes zurück zuführen.

Qualitativ gibt es aber selten Unterschiede zwischen Lauschaer Farbglas und Murano-Glas.


Frage:

Antwort:

Wie funktioniert dieses Windspiel / Solarmühle / Unruhe / Lichtmühle?

Gemeint ist das Radiometer, im Volksmund häufig "Lichtmühle" genannt. Die Funktionsweise kann man HIER nachlesen.


Frage:

Antwort:

Wie funktioniert ein Flaschenteufel / Flaschentaucher?

Der physikalisch, fachliche Begriff ist "Cartesischer Taucher". Das Funktionsprinzip kann HIER genauer nachgelesen werden.


Frage:

Antwort:

Wie funktioniert der Schluckspecht / Trinkstorch?

Der "Trinkvogel" hat viele Namen - Schluckspecht, Trinkstorch, Trinkente u.v.m. Es handelt sich um ein interessantes, physikalisches Spielzeug. Die genaue Funktionsweise kann HIER nachgelesen werden.


Frage:


Antwort:

Haben Sie keine Angst vor der Konkurenz aus China? Die machen doch dort alles mit Maschinen und Robotern.

Nein, habe ich nicht. Als erstes muss ich einmal für die Kollegen in Asien und auch in Polen, Tschechien, der Ukraine usw. eine Lanze brechen. Grundsätzlich ist alles Handarbeit, auch dort. Es gibt keine Maschinen, die das können. Es gibt Maschinen, die Christbaumkugeln aufblasen können, aber Massivglasfiguren werden immer von Hand geformt. Sicherlich sind deren Figuren meist günstiger, da dort das Lohnniveau ein völlig anderes ist. Aber jeder Glaskünstler hat seinen eigenen Stil. Diesen mögen die Kunden oder aber auch nicht. Das ist wie mit der Malerei. Viele verschiedene Stile, viele verschiedene Liebhaber.


Zwei Frauen, Anfang - Mitte 40, kommen zu uns an den Stand. Die eine, plötzlich hocherfreut, zeigt auf ein Glasfigurenarrangement und sagt freudestrahlend zu ihrer Freundin: "Schau mal, das hab ich als Kind auch gehabt - Die Bremer Stadtmusikanten."


Sie zeigte auf folgendes Glastierarrangement: